In den letzten Tagen macht sich Krisenstimmung beim ADAC breit. Nachdem man vergangene Woche noch steif und fest behauptet hatte, bei der Vergabe des “Gelben Engels” habe es keine Unregelmäßigkeiten gegeben, musste man nun zurückrudern. Michael Ramstetter, mittlerweile ehemaliger Kommunikationschef des Automobilclubs, hatte zugegeben, die Zahlen der Leserwahl zum “Lieblingsauto der Deutschen” geschönt zu haben, und daraufhin seine Posten geräumt. Für den ADAC ist die Affäre damit aber noch nicht beendet.
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Auto-Branche fordert umfassende Aufklärung
So sieht beispielsweise der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen die Glaubwürdigkeit des Vereins in seiner Gesamtheit bedroht. Wenn die Preisvergabe manipuliert worden sei, müssten auch die von vielen hoch angesehenen Statistiken zu Pannen und Tunneln auf den Prüfstand.
Von den Automobilherstellern kam ebenfalls Kritik. Besonders prominent darunter Volkswagen, die dieses Jahr den Preis für den Golf erhalten hatten. Gegenüber der “Bild am Sonntag” erklärte der Chef des Wolfsburger Unternehmens, Martin Winterkorn, man fordere vollständige Aufklärung der Vorgänge und wolle dann entscheiden, wie man mit dem Preis umgehe, dessen Wertigkeit beschädigt ist.
Einen Imageschaden für den Golf wollte Winterkorn gleichzeitig nicht sehen. Dieser sei das meistverkaufte Auto Deutschlands und somit gänzlich unabhängig von der ADAC-Auszeichnung der beim Publikum beliebteste PKW.
“Nur” Zahlen geschönt?
Glaubt man den innerhalb des ADAC kursierenden Zahlen, erreichte der VW 34.299 Stimmen und sicherte sich so die Spitzenposition. Tatsächlich soll es sich aber nur um 3.409 Stimmen gehandelt haben. Für die Manipulation der Zahlen soll der zurückgetretene Michael Ramstetter allein verantwortlich gewesen sein.
Um nicht in Verdacht zu geraten, soll er dafür gesorgt haben, als einziger alle Auszählungsergebnisse einsehen zu können. Einen Grund die Preise zurückzurufen, sieht der ADAC dennoch nicht. Ramstetter habe zwar die Anzahl der Stimmen verändert, an der Platzierung aber nicht gerüttelt.
Mitglieder sehen Vertrauensverlust
Manches Mitglied will die offizielle Darstellung allerdings nicht so recht glauben. Zumal ADAC-Chef Karl Obermair vergangene Woche noch auf Konfrontationskurs gegangen war und die Betrugsvorwürfe als “Unwahrheiten und Unterstellungen”, “kompletten Unsinn” und “Skandal für den Journalismus” bezeichnet hatte.
Wenige Tage später musste er zurückrudern und einräumen, dass er einen solchen Vorgang beim ADAC nicht für möglich gehalten habe. Wie dies bei den Mitgliedern ankommt, kann man im Netz nachlesen. Auf Facebook kommentierte ein enttäuschter Nutzer beispielsweise, der ADAC verspiele gerade sein wichtigstes Gut: die Glaubwürdigkeit.